Holweide - Vier Orte

Holweide bestand früher aus den vier Ortschaften Wichheim, Schweinheim, Schnellweide und Holweide, die zur Bürgermeisterei Merheim gehörten.

 

1910 erhielten diese Ortschaften die einheitliche Bezeichnung Holweide. Holweide gehörte bis 1914 zur früheren selbständigen Bürgermeisterei Merheim. Der erste Merheimer Bürgermeister hieß Kaspar Düppes, der letzte Johann Bensberg. Ihr Andenken wird in nach ihnen benannten Straßennamen wachgehalten

 

Die Eingemeindung in den Stadtbezirk Köln erfolgte am 1. April 1914 unter dem Vorortnamen Köln - Holweide. An die alten, vorgenannten Dörfer erinnert das Holweider Wappen.

 

 

Das Holweider Wappen.

 

Wichheim

Von den vier Ortsteilen ist Wichheim der älteste, der erstmalig im Jahre 1068 erwähnt wird. Wichheim wurde “Domus Wicheri” genannt. Zwei Deutúngen kann man für Wichheim anführen. Einerseits könnte es einen Wicherus gegeben haben, der dem Dorf seine Bezeichnung gab. Andererseits kann "wich" auch mit "heilig" übersetzt werden. Demnach wäre Wichheim das "heilige" Heim. Wichheim findet man am Verlauf der Wichheimer Straße wieder. Es liegt etwa an der Johann Bensberg Straße im Osten und reichte vor dem Bau der Autobahn etwa bis an den Ring. Im Süden wird es begrenzt durch die Strunde und im Norden durch die Schienen der Stadtbahnlinie.

 

Wichheim an der Wichheimer Mühle.

 

Schweinheim

Schweinheim ist der zweitälteste Ort. Die Schweinheimer Straße deutet die Lage an. Die Schweinheim Gärten grenzte etwa an die Suitbertstraße später an die Stadtbahn im Norden. Im Osten reichte es bis zur Schweinheimer Mühle und im Westen bis zur Maria Himmelfahrtstraße.

 

1666 wütete in den alten Ortsteilen Schweinheim und Wichheim die Pest. Die Legende begündet die verheerende Krankheit mit der Gottlosigkeit der Schweinheimer, denn

 

"sie hätten keine Herrjott mi nüdig - un süch do, kaum hatte se angefange sich ze bessere, leiht die Nut schon noh, un alles kräht widder su ne herrliche Jlanz" (Sie hatten keinen Gott mehr nötig - und siehe da, kaum hatten sie begonnen sich zu bessern, ließ die Not nach und alles bekam wieder einen herrlichen Glanz) Nur sieben Personen (zwei Frauen und fünf Männer) wurden von ihr verschont, die daraufhin ein Gelübde für eine Bußprozession ablegten. Am 20. Juli des Katastrophenjahres zogen die Schweinheimer zu Ehren der unbefleckten Jungfrau Maria und Gottesmutter von Merheim zum Gut Iddelsfeld. Dieser Ursprung ist die Ausgangsbasis der traditionellen Eliasprozession, die alljährlich durch Holweide - seit 1979 ökumenisch - zieht.

 

 

Fachwerkromantik in Schweinheim

Fachwerkromantik in Schweinheim

 

 

Die Strunde

Durch die alten Ortsteile Schweinheim und Wichheim fließt die “Strunde”. An diesem Bach lagen früher zwischen Bergisch Gladbach und Mülheim 48 Mühlen, die von der verhältnismäßig starken Strömung recht ertragreich angetrieben wurden. In Schweinheim lag die Schweinheimer Mühle (Baumwollbleicherei) und in Wichheim die Wichheimer Mühle. Beide Mühlräder sind heute nicht mehr vorhanden.

 

Schweinheim und Wichheim sind landwirtschaftlich geprägt. Auch heute findet man noch Bauernhöfe in den Orten.

Die Strunde war die Lebensader, an der sie gewachsen sind.

Kuhweide an der Strunde (Die Burgwiesen)

 

Schnellweide

Parallel zur Strunde findet sich die Lebensader des dritten Holweider Ortes Schnellweide - es war und ist die Bergisch Gladbacher Straße. Eine alte Handelsstraße, die 1842 künstlich befestigt und zur Chaussee ausgebaut wurde. Lange Zeit deutlich kleiner als Schweinheim und Wichheim wuchs die Einwohnerzahl von Schnellweide während der Industrialisierung schneller. Das Handwerk blühte. Die vielen Fuhrwerke und Kutschen mussten natürlich repariert werden und so fanden sich an der Straße viele Schlossereien. Auch heute noch findet man einige davon im Ortsbild.

 

1910 reichte Schnellweide vom heutigen Marktplatz im Westen bis zur Wasserwerkstraße im Osten. Im Norden zählte man auf alten Landkarten die Ziegelei Kortlang (etwa die Gegend August Strindberg Straße und Gerhart Hauptmann Siedlung)  noch zu Schnellweide. Abseits der Bergisch Gladbacher Straße gab es aber im Norden sonst kaum Bebauung. Im Süden reichte Schnellweide bis zur Suitbertstraße und Haltestelle Schnellweide (Neufelder Straße). Das "Zentrum" - Ahl Schnellwick lag zwischen Am Bramhoff und Andersenstraße.

 

"Zur Schnellen Weiden" hieß das ehemalige Dorf bei der Erstnennung 1623. Da der Name noch recht jung ist, ist man geneigt, ihn als heutiges Deutsch aufzufassen. Dass jedoch ein Baum scnell ist, mcht nur einen Sinn, wenn man das Wort in der alten Verwendung im Sinne von "schnell=steil" versteht. Dies wiederum würde entweder auf einen steil (hoch gewachsenen) Baum hinweisen, oder auf einen steilen Platz (Böschung). Andere Orte mit dem ´Namensteil Schnell- werden auch schon mal auf den althochdeutschen Personennamen "Snello" zurückgeführt. Das würde allerdings voraussetzen, dass es den Ort Schnellweide schon vor seiner ersten heute bekannten urkundlichen Erwähnung gegeben hat.

 

Die katholische Kirche St.Mariä Himmelfahrt liegt am westlichen Rand von Schnellweide

 

 

(Alt-)Holweide

Alt Holweide lag - wie Schnellweide - an der Bergisch Gladbacher Straße. Im Westen reichte es etwa bis an die ehem. Gasstätte Nussbaum (Vischerringstraße) und Ringenstraße sowie an die Buschfeldstraße und Johann Bensberg-Straße im Osten. Im Süden reichte es bis zur Stadtbahn.  Im Norden war die Ringenstraße bebaut und es gab einige wenige Häuser an der Piccoloministraße.

 

Sucht man etwas über die Herkunft unseres Ortsnamens Holweide so fand man bisher zumeist nur diesen einen Satz in verschiedenen Abwandlungen.

"Der Name Holweide hat sich über die Jahrhunderte aus Holler Weidt und an der hohlen Weide entwickelt. 1612 bezeichnete man es als “Holler Weidt” und 1847 “An der hohlen Weide”. So ähnlich stand es bereits  schon in der Chronik der Bürgervereinigung aus dem Jahr 1986, so schrieb es Wilhelm David in seinem Bürgerbuch 1910 und Johann Bendel Anfang 1900 im Heimatbuch des Landkreises Mülheim. Es geht zurück auf "Montanus" der 1847 von "an der hohlen Weide" schrieb, .

 

Wen man in Holweide bisher über die Namensherkunft sprach, so war die Vermutung, dass der Name von den vielen Weiden an der Strunde herrühren könnte.

 

Weiden an der Strunde - manche sogar hohl. Allerdings in Wichheim.

 

Das Problem bei diesem Erklärungsansatz: Holweide hat nicht an der Strunde gelegen. Auch die Zusammenfassung 1910 unter dem Namen Holweide hatte wohl pragmatischere Gründe als die Weiden an der Strunde. Sowohl das Rathaus als auch das Wohnaus des Bürgermeisters Bensbergs lagen in Holweide. Holweide lag zentral und nah an den anderen drei Orten. Die Post fand sich dort (heutige Fahrschule an der Carl Severing Straße).

 

Noch Mitte 1800 war Holweide der Kleinste der vier Orte. Selbst der Weiler Klausenberg hatte mehr Einwohner.

Im Jahr 1823 gab es hier ein Haus bzw. eine Häusergruppe mit 10 Einwohnern

(vgl. u.a. Dietmar, Carl: Die Chronik Kölns, Dortmund 1991. S.327, 341). Wer die Familienverhältnisse von damals kennt, wird ahnen: Es kann sich nicht um viel mehr als einen Hof gehandelt haben. Zum Vergleich: Auf der Isenburg lebten zur gleichen Zeit 12 Menschen.

 

Bisher wusste man nicht viel mehr über die Geschichte von Alt Holweide.

Im Jahr 2022 hat die Bürgervereinigung Holweide jedoch neue Quellen aufgetan. Wir wissen nun, was die hohle Weide war und wo sie stand.

 

Demnächst erfahren Sie mehr auf unserer Seite.

 

Die "Holweider Altstadt". Zwischen Carl Severing Straße, Buschfeldstraße, Piccoloministraße und Bergisch Gladbacher Straße. Hier ist die "Altstadt" von Alt-Holweide.

 

Klausenberg

Ein fünfter Holweider Ort hat es bisher nie in die Aufzählungen geschaft: Der Weiler Klausenberg.

 

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die kleine Häuseransammlung 15 Einwohner und damit sogar 5 mehr als Alt-Holweide. Den Klausenberg findet man etwa um die Piccoloministraße bis Gerhaupt-Hauptmann-Straße im Westen und Wasserwerkstraße im Osten sowie an der Gruner Straße. Unser Ehrenvorsitzender der Bürgervereinigung, Günter Kühler - selbst Klausenberger - vermutet, dass dieser Ort auf eine alte Klause (Gasthaus) an dem uralten Handelsweg Mauspfad zurückgeht.  

 

Ortsentwicklung

 

Alle fünf Orte zusammengefasst zählte Holweide im Jahre 1880 1510 und im Jahr der Eingemeindung 1910 schon 2500 Einwohner.

Ein Dorf, beziehungsweise treffender vier Dörfer und ein Weiler. Davon lässt sich heute nicht mehr reden. Heute hat Holweide über 21.000 Einwohner. Ist Vorort und Wohnstadt.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich die Einwohnerzahl schnell entwickelt. In den 60er Jahren gar einmal verdoppelt. Die Orte sind durch Siedlungen zusammengewachsen. Kaum vorstellbar, dass in den 50er Jahren noch zwischen Maria Himmelfahrtstraße und Johann Bensberg Straße nichts als Feld lag.

Nicht mehr denkbar, dass der Norden jenseits der Bergisch Gladbacher Straße bis in die 60er Jahre ebenso grün war von Wiesen, Feldern und Heide.

 

Inzwischen sind auf Holweider Gebiet neben Ein- und Mehrfamilienhäusern für die ansteigende Bevölkerungszahl eine große Gesamtschule so wie eine große städtische Krankenanstalt entstanden. Im Süden steht die "Bürostadt" der ehemaligen Colonia-Versicherung und heutigen Axa inmitten einem wunderschönen Park und umrundet von Feldern.

Der Park der Axa.

 

 

Zentrum

Ein Zentrum hatte Holweide lange Zeit nicht. Holweide war eben vier Ort und nicht ein Einziger. Obwohl sich Holweide dabei mit unserem "Schwesterort" Dellbrück vergleichen kann, ist Dellbrück doch zentraler. Die Dellbrücker Hauptstraße ist Zentrum und auch Ladenzeile.

Dellbrück ist ganz anders gewachsen als Holweide. Der Grund: Die Bahnstrecke nach Bergisch Gladbach von 1868 und der Bahnhof in Dellbrück. Entlang der Straße zum Bahnhof ist eine tüchtige Geschäftsstraße gewachsen. Die heutige Dellbrücker Hauptstraße.

 

Spricht man heute in Holweide von Zentrum, so ist es unser neuer Marktplatz von 2008 und das Geschäftszentrum im alten Schnellweide direkt an der lauten Bergisch Gladbacher Straße.

 

 

Holweide - das zerschnittene Veedel

Eine Kölner Tageszeitung hat einmal über Holweide geschrieben: Holweide - das zerschnittenste Kölner Veedel. Bezogen auf die Bergisch-Gladbacher Straße mag dies vielleicht richtig sein. Und wenn man genau hinschaut, dann gibt es auch bei der Bebauung einen Unterschied von Nord und Süd. Im Süden findet man viel mehr Einfamilienhäuser. Das ist natürlich so, da die alten Orte bis auf wenige Ausnahme alle im Süden lagen.

 

Aber die "Gladbacher" ist keine Grenze. Sie ist auch kein Fluß und die Ampeln und Fußgängerübergänge sind weder Brücken noch Furt. Eine Ampelphase dauert auch in Holweide keine Ewigkeit.

 

Holweide - Veedel zwischen Land und Stadt

Wir sehen Holweide nicht als zerschnittenes Veedel sondern als Veedel zwischen Land und Stadt. Innerhalb weniger Fußminuten ist man von der Vorstadt auf dem Land. Fühlt sich wie auf dem Dorf. Kommt an Feldern vorbei, an Bauernhöfen und Fachwerkhäusern. An Mühlen und einem plätschernden Bach. Mancher macht Urlaub an solchen Orten.

 

Das inoffizielle "Wappentier" von Holweide dürfte die Kuh sein.

 

 

Burgen, Rittergüter, Mühlen und Auenland.

Eine Ampelphase dauert nur es von der "Holweider Altstadt" aus und man erblickt Bäumen auch schon fast unsere romantische Wasserburg. Das Wahrzeichen von Holweide: Die Isenburg.

 

Sie ist eine von gleich mehreren Burgen und Rittergütern in und um Holweide. Im Osten liegt unser altes Rittergut Iddelsfeld samt Mühle und Mühlrad und im Westen die Herler Mühle und die Herler Burg. Vor dem Autobahnbau gehörten die Felder bis zum Ring noch zu Wichheim und damit zu Holweide. Im Süden liegt das vierte Rittergut: Das Gut Schlagbaum. Am Schlagbaumsweg finden wir wundervolle Natur. Felder, Apfelwiesen, der Park um die Axa, die Auen am Frankenforstbach und schließlich das Gut Mielenforst - ein weiteres Rittergut.

 

Das gehört zwar nicht mehr zum heutigen Holweide, aber das nehmen wir in diesem Artikel nicht so genau. Bei der Aufteilung der Ländereien Anfang 1900 tat man sich schon schwer damit: Was gehört zu Dellbrück und was zu Holweide?

 

Egal! Lassen Sie uns festhalten:

Holweide ist schön! Und wenn man den Verkehr einmal ausblendet, dann ist es das auch an der Bergisch Gladbacher Straße. Man muss nur manchmal genauer hinschauen in unserem Ort zwischen Land und Stadt...

 

 

Text (Günter Kühler 2003 und Thomas Gladisch 2022)